Freiwilliges Jahr für Ältere: Der Bundesfreiwilligendienst kennt keine Obergrenze beim Alter
Sie wollen sich mitten im Leben neu orientieren? Wieder in den Beruf einsteigen? Ein Auszeit nehmen? Oder suchen im Ruhestand eine Aufgabe? Dann kann ein Bundesfreiwilligendienst – kurz BFD – das Richtige für Sie sein. Bei diesem Freiwilligendienst gibt es keine Obergrenze beim Alter. Ob Sie nun über 30 Jahre sind, Mitte 50 oder schon längst im Ruhestand: Im BFD können sich gerade auch ältere Erwachsene einbringen mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung, ihrer Lebensreife.
Was genau ist ein Bundesfreiwilligendienst ü27?
Der Bundesfreiwilligendienst ist im Grunde wie ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Beim FSJ gilt jedoch eine Altersgrenze von 27 Jahren. Ein FSJ ist also ein Freiwilligendienst, der sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet. Anders der Bundesfreiwilligendienst: Einen BFD können auch Menschen leisten, die älter als 27 Jahre sind. Deswegen werden diese Freiwilligendienste für Ältere oft kurz als "über 27 oder ü27" bezeichnet.
Im BFD lernen Freiwillige die Arbeit in gemeinnützigen Unternehmen und Organisationen kennen. Ob Pflege, Pädagogik oder soziale Arbeit: Freiwilligendienste sind in vielen Tätigkeitsbereichen möglich. Wenn Sie einen BFD leisten, erhalten Sie verschiedene Leistungen: Sie bekommen zum Beispiel ein monatliches Taschengeld, sind sozialversichert und nehmen an Weiterbildungen teil, die fachliches Wissen und soziale Kompetenzen vermitteln.
Kurzum:
Der Bundesfreiwilligendienst bietet auch Erwachsenen unabhängig von ihrem Alter viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und neu zu orientieren. Beim BFD ü27 sind insbesondere auch Menschen willkommen, die Lebenserfahrung mitbringen.
Bundesfreiwilligendienst ü27 auf einen Blick:
- Beim BFD ü27 gibt es keine Altersbeschränkung nach oben.
- Sie können sich für etwas engagieren, das Sie persönlich interessiert.
- Ein Engagement ist in Teilzeit oder Vollzeit möglich.
- Freiwillige sind in einem Team eingebunden.
- Ein BFD dauert in der Regel zwölf Monate, kann aber auch flexibel zwischen sechs und 18 Monaten gemacht werden.
- Bundesfreiwillige bekommen jeden Monat ein Taschengeld und sind sozialversichert (Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, ...).
- BFD-Freiwillige nehmen regelmäßig an Weiterbildungen teil.
- Ein BFD wird in der Regel als Praktikum oder Vorpraktikum anerkannt.
Wie finde ich einen Bundesfreiwilligendienst, der zu mir passt?
Einsatzstellen für ältere Freiwillige gibt es praktisch in ganz Deutschland. Ganz bestimmt auch in Ihrer Nähe. Die Karte gibt einen Überblick, wo Sie Anlaufstellen unseren evangelischen Anbietern finden. Die freundlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informieren Sie über die Möglichkeiten in Ihrer Region. Sie beraten Sie gerne auf Ihre persönliche Situation hin und können Ihnen passende BFD-Stellen vermitteln.
Unser Tipp:
Nehmen Sie einfach Kontakt mit unseren Anbietern auf und lassen Sie sich unverbindlich beraten.
Gute Beratung ist für ältere Freiwillige besonders wichtig
Ein Freiwilligendienst ist ideal, um sich beruflich neu zu orientieren. Und sich als Person weiterzuentwickeln. Interessant auch für Menschen, die Mitten im Leben stehen oder nach ihrem Arbeitsleben eine neue Aufgabe suchen, sagt Johanne Brinkmann. Die Referentin im Zentrum Freiwilligendienste der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe begleitet junge und ältere Freiwillige.
Worin liegt das besondere Potenzial älterer Freiwilliger?
Johanne Brinkmann: Mit ihrer Lebenserfahrung bringen ältere Freiwillige eigene Fragen und Ideen in die soziale Arbeit ein. Sie bringen Engagement und frischen Wind in die Einrichtungen. Damit bereichern sie die professionelle Arbeit. Das ist ein Gewinn für die Fachkräfte, mit denen sie kollegial zusammenarbeiten und vor allem für die Menschen, für die sie tätig sind.
Welchen Nutzen haben Freiwillige von ihrem Engagement?
Johanne Brinkmann: Ein Freiwilligendienst ist in der Regel ein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt. Das kann ein neuer Job sein, eine Ausbildung oder ein längerfristiges Engagement. Auf diesem Weg werden sie durch die Fachleute in den Trägerorganisationen unterstützt. Nach dem BFD haben die Freiwilligen ein erweitertes Netzwerk, ein gestärktes Selbstbewusstsein und einen verbesserten Zugang zu Arbeit und Ausbildung. Für viele Ausbildungen wird ein Freiwilligendienst auch als Praktikum oder Vorpraktikum anerkannt. Auch für ältere Freiwillige bietet ein BFD die Möglichkeit, sich in einem für sie bisher unbekannten Tätigkeitsfeld mit ihren Talenten und Begabungen auszuprobieren. Daraus kann unter Umständen dann später sogar ein neuer Beruf werden.
Was sollte ich beachten, wenn ich in der Lebensmitte oder im Ruhestand über einen BFD nachdenke?
Johanne Brinkmann: Der Bundesfreiwilligendienst ist eine besondere Form des Engagements, bei dem ein kleines Taschengeld und Sozialversicherungsbeiträge, also Beiträge zur Kranken-, Arbeitslosen-, Pflege- und Rentenversicherung gezahlt werden. Ein Bundesfreiwilligendienst kann eine sinnvolle Auszeit sein, oder eine Brücke in eine neue Beschäftigung oder in den Ruhestand. Da das Taschengeld in der Regel zu gering ist, um sich selbst zu finanzieren, ist ein BFD immer auch eine erhebliche private Investition, sei es in Zukunftsperspektiven oder in die eigene Weiterentwicklung. Deshalb ist es wichtig, sich im Vorfeld von den Trägern der Freiwilligendienste oder auch vom Jobcenter oder anderen Ämtern beraten zu lassen.
Wie finde ich einen Freiwilligendienst, der zu meiner Lebensphase passt?
Johanne Brinkmann: Jede Trägerorganisation bietet eine Beratung bei der Stellensuche an. So kann ein individuelles Angebot gemacht werden – in Bezug auf Einsatzbereiche, Arbeitszeiten und individuelle Aufgaben. Einen guten Überblick über freie Stellen im evangelischen Bereich bietet das Portal ein-jahr-freiwillig.de. Beim Vorstellungsgespräch in einer Einrichtung ist es sinnvoll, eigene Wünsche und Grenzen klar zu formulieren. Bevor man sich für eine Einrichtung entscheidet, sollte man dort immer einen oder besser mehrere Tage hospitieren. Bei den evangelischen Trägern gehört das auch zu den Qualitätsstandards.
Fragen: Timon Müller/ein-jahr-freiwillig.de
Bundesfreiwilligendienst ü27: Häufige Fragen und Antworten
BFD ist die Abkürzung für BundesFreiwilligenDienst. Das Besondere an diesem Freiwilligendienst ist, dass es keine Altersgrenze gibt. Denn das bekannte FSJ ist nur bis 27 Jahre möglich. Der Bundesfreiwilligendienst hingegen ist offen für alle Generationen. Deswegen werden Bundesfreiwilligendienste für Ältere oft auch kurz als "BFD über 27 oder ü27" bezeichnet.
Zum Beispiel können Menschen im Ruhestand oder Vorruhestand einen BFD machen. Auch in der Lebensmitte kann ein Bundesfreiwilligendienst älteren Menschen neue Perspektiven ermöglichen. Zum Beispiel nach einer längeren Eltern-Phase. Oder für Menschen, die bei längerer Erwerbslosigkeit einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben suchen. Oder Menschen, die ein sogenanntes Sabbath-Jahr einlegen und etwas Gutes für sich und andere machen möchten. Oder Berufstätige, die einen anderes machen und sich beruflich neu orientieren möchten.
Ein Bundesfreiwilligendienst dauert zwischen sechs und 18 Monaten. Ein BFD kann in Vollzeit (zirka 39 Stunden/Woche) oder auch in Teilzeit (zirka 20 Stunden/Woche) geleistet werden. Die Freiwilligen engagieren sich in einer Einsatzstelle und sind dort in ein Team eingebunden. Sie werden von hauptamtlichen Fachleuten in ihre praktische Arbeit eingewiesen und während dem Freiwilligendienst begleitet. Dabei übernehmen Freiwillige unterstützende Tätigkeiten. Sie ersetzen nicht die Arbeit von hauptamtlichen Fachkräften. Darüber hinaus nehmen Freiwillige regelmäßig an Weiterbildungen teil. In diesen Seminaren werden Wissen für die Praxis und soziale Kompetenzen vermittelt. Freiwillige treffen dort andere Freiwillige, mit denen sie Erfahrungen austauschen und Freundschaften schließen können.
- monatliches Taschengeld
- je nach persönlicher Situation und Einsatzstelle: Verpflegung und Unterkunft
- Sozialversicherungen werden übernommen (Kranken-, Renten-, Unfall-, Pflege-, Arbeitslosen-Versicherung)
- Anspruch auf Urlaub
- Teilnahme an Weiterbildungen und Seminaren
- qualifiziertes Zeugnis
- ein BFD wird auch als Vorpraktikum für Ausbildung oder berufliche Neuorientierung anerkannt
Im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes (BFD) können Sie zum Beispiel:
- etwas Neues machen
- etwas Gutes tun
- sich eine neue berufliche Perspektive ermöglichen
- sich persönlich neu orientieren
- Ihren Horizont erweitern
- sich im sozialen Bereich ausprobieren
- Ihre Lebenserfahrung einbringen
- sich für Menschen engagieren
- in einem Team arbeiten
- andere Menschen kennenlernen
- neue Freundschaften schließen
Im Bundesfreiwilligendienst können Sie sich in zahlreichen Tätigkeitsbereichen engagieren, zum Beispiel in der Pflege, in der sozialen Arbeit, in handwerklichen oder pädagogischen Einsatzfeldern. Gerade ältere Freiwillige können mit ihrer Lebenserfahrung und ihren persönlichen Fähigkeiten eine große Unterstützung für ihre Einsatzstellen sein. Typische Tätigkeitsbereiche sind unter anderem die Arbeit:
- mit Kindern und Jugendlichen (z.B. in Kindergärten, Kitas, Schulen, Kirchengemeinden, Jugendzentren)
- mit Menschen mit Behinderung (z.B. Wohngruppen, Werkstätten, integrative Schulen und Kindergärten, Tagesbetreuung)
- mit alten Menschen (z.B. Pflegeheime, Seniorenresidenzen, Tagespflege, Kirchengemeinden, Sozialstationen)
- mit Menschen in besonderen Lebenssituationen (z.B. Flucht und Migration, Suchtgefährdung, seelische Probleme)
- im Gesundheitsbereich (z.B. Kliniken, Reha-Zentren, therapeutische Einrichtungen)
- im Bereich Natur und Umwelt (z.B. Umweltpädagogik, Landwirtschaft, Umweltverbände)
Wie erleben ältere Freiwillige ihr Engagement?
BFD-Freiwillige zwischen 31 und 64 Jahren berichten und stellen verschiedene Einsatzfelder vor
Über die Freiwilligenbörse ein-jahr-freiwillig.de finden Sie zahlreiche BFD-Stellen. Mit der Internetseite können Sie sich einen ersten Überblick verschaffen, was für Bundesfreiwilligendienste es in Ihrer Region gibt. Mit einem Klick können Sie Kontakt mit den Anbietern aufnehmen, sich gleich bewerben oder erst mal unverbindlich um weitere Informationen über Freiwilligendienste speziell für Ältere bitten.
Die Karte oben auf dieser Seite zeigt einen Überblick von evangelischen Organisationen, die Bundesfreiwilligendienste für Ältere vermitteln. Mit einem Klick erfahren Sie die Adresse sowie Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Beratungsstelle. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten Sie gerne unverbindlich und auf Ihre persönliche Situation hin. Sie helfen, passende Einsatzstellen oder Kontaktpersonen in Ihrer Nähe zu finden. Sie erklären Schritt für Schritt, wie das mit dem Bewerben läuft und unterstützen dabei auch.
Eine Kündigung des Freiwilligendienstes ist jederzeit möglich. Allerdings kann ein Bundesfreiwilligendienst erst dann offiziell als BFD bescheinigt werden, wenn mindestens sechs Monate vollständig absolviert worden sind. Das kann von Bedeutung sein, wenn ein BFD etwa als Vorpraktikum für eine berufliche Neuorientierung gebraucht wird.