Kulturschock? Na und! Manniac begleitet Freiwillige beim Start ins Auslandsjahr

Philomena macht ein freiwilliges Jahr in Paraguay, Philipp in Kamerun. Fremde Länder, andere Kulturen: Fällt das Einleben den Freiwilligen schwer? YouTuber Manniac hat beide besucht. Sein Video-Reiseblog "frei.willig.weg" zeigt unverblümt, wie Freiwillige ihre ersten Monate im Ausland erleben. Und wie sie ihren Kulturschock verarbeiten.
Foto: frei.willig.weg
Manniac hat Philomena in Paraguay während ihrer ersten Wochen als Freiwillige für den Video-Reiseblog für frei.willig.weg begleitet.

Kamerun, Paraguay, Deutschland: Für „frei.willig.weg“ fliegst du zurzeit viel durch die Welt. Ist das so spannend wie’s klingt?

Manniac: Vor allem ist es anstrengend. Wir brauchen oft 16 bis 20 Stunden, um von A nach B zu kommen. Ob Kamerun oder Paraguay – zum Einleben bleibt praktisch keine Zeit. Klar, ist das alles spannend. Aber ich bin auch ziemlich geschlaucht.
 

Du hast erst Philip in Kamerun besucht, dann Philomena in Paraguay. Fällt das Einleben den Freiwilligen eher leicht oder schwer?

Manniac: Ob du in Afrika oder Südamerika bist, wenn du in dem Land ankommst, ist erst mal Chaos. Alles ist anders, als du es dir vorstellt hast. Philip und Philomena wurden von ihren Organisationen gut ihre Freiwilligendienst vorbereitet. Sie haben Seminare besucht und sich mit ihren Gastländern intensiv beschäftigt. Aber im Land selbst, live vor Ort, fühlten sich beide erst mal überfordert. Mir ging’s ja genauso. Du wirst auf einen Schlag mit so viel Neuem konfrontiert: andere Sprache, fremde Kultur. Was passiert hier um mich herum? Wie laufen die Dinge? Mit einem Wort: Du bekommst erstmal einen Kulturschock.


Für wen war der Kulturschock größer: für Philip in Kamerun oder Philomena in Paraguay?

Manniac: Finde, das kann man nicht vergleichen. Wie ein Kulturschock verkraftet wird, hängt vom Typ und von den Umständen ab. Philip zum Beispiel fuhr vom Flughafen erstmal in ein Hotel, wo er sich drei Tage einnistete und sich nach und nach an die neue Umgebung gewöhnte. Bei seiner Einsatzstelle ist er in einer WG mit einer weiteren Freiwilligen aus Deutschland untergebracht. Die beiden verstehen sich gut, können sich über das Erlebte austauschen und haben sich dann auch bald eingelebt.
 

Wie erging es Philomena in Paraguay?

Manniac: Auch sie brauchte ein Weilchen, um den Kulturschock zu verdauen. Ihr Spanisch war noch nicht so weit, um Gespräche führen zu können. Sie wohnt bei einer Gastfamilie. Alle sehr nett. Philomena ist dadurch auch näher dran an der Kultur und lernt so die Sprache schneller. Doch am Anfang war das für sie anstrengend: Der quirlige Alltag, immer viele Menschen um sie herum, mit deren Sprache und Gewohnheiten sie noch nicht vertraut war. Aber auch sie hat sich inzwischen gut eingelebt. Sie ist nicht auf sich allein gestellt, trifft sich in der Stadt mit anderen Freiwilligen. Das ist auch wichtig.
 

Wo würde dir das Einleben leichter fallen: Kamerun oder Paraguay?

Manniac: Schwierige Frage, über die ich viel nachdenke. Den größeren Kulturschock hatte ich jedenfalls in Kamerun. In Paraguay war mir als Europäer doch noch einiges mehr vertraut. Die Shopping-Malls ähneln denen in Europa, man merkt wirtschaftlich und kulturell eine Nähe zu den USA. In Kamerun erlebte ich Armut viel krasser. Die Kultur wirkte auf mich noch fremder. Als Weißer – und dann noch mit meinen Haaren – kam ich mir auf den Straßen vor, wie ein bunter Hund. Ich wurde dauernd angesprochen. Die Leute waren neugierig, wollten mir etwas verkaufen oder betteln. Ich fand es ziemlich anstrengend, dass ich mich nicht einfach mal so in der Masse verstecken konnte.
 

Stell dir vor, ein Kumpel bittet dich um Rat, ob er ein FSJ im Ausland machen soll oder nicht. Was rätst du ihm?

Manniac: Ein FSJ in Deutschland ist natürlich gut und sinnvoll. Aber du bleibst dann in deinem gewohnten Umfeld. Ich persönlich finde es wichtig, eine Zeit lang im Ausland gelebt zu haben. Ich reiste zum Beispiel ein knappes Jahr durch Australien. Für mich war das eine wichtige Zeit – mit vielen guten und ein paar weniger guten Erfahrungen. Ich habe dadurch auch gelernt, mein Leben in Deutschland besser wertzuschätzen. Ich finde, einige Monate im Ausland zu leben, tut jedem gut. Vom Kulturschock sollte sich jedenfalls niemand abschrecken zu lassen.

Interview: Timon Müller


frei.willig.weg:
YouTube-Serie über Freiwillige im Ausland

Der Video-Reiseblog von und mit YouTube-Star Manniac ist ein Format von "funk", das neue Content-Netzwerk von ARD und ZDF für 14- bis 29-Jährige. Für die YouTube-Serie "frei.willig.weg" arbeit "funk" mit der evangelischen und der katholischen Kirche zusammen. Neue Folgen gibt's immer samstags ab 16 Uhr. Weitere Infos über "frei.willig.weg" und die Erlebnisse der beiden Freiwilligen in Kamerun und Paraguay:
www.facebook.com/frei.willig.weg
www.instagram.com/frei.willig.weg

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